Wie Politiker in TV-Interviews agieren

"Das war jetzt aber keine Antwort auf meine Frage!"

Interviews mit Politikern auf dem Prüfstand

„Das war jetzt aber keine Antwort auf meine Frage!“ Wer kennt ihn nicht, den Satz, mit dem ORF-Anchorman Armin Wolf in schöner Regelmäßigkeit versucht, seine Interviewpartner wieder einzufangen und auf „Interviewspur“ zu bringen.

 

In Österreich steht heuer ein Superwahljahr ins Haus – es ist zu befürchten, dass wir diesen oder ähnliche Sätze bis zum Abwinken hören werden. Die ZIB2-Jahresbilanz-Gespräche der Parteichefs und der Parteichefin in den letzten paar Wochen lassen Übles ahnen.

 

Ein Interview wäre „eigentlich“ eine klare Sache: Einer stellt Fragen, der andere gibt die Antworten darauf. Egal, ob zu einer Sache, einer Meinung oder einer Person. Was hören wir jedoch bei politischen Interviews immer öfter? Phrasen. Viele, viele Buzzwords. Anklagen. Anpatzerei. Ausflüchte. Angriffe, einfach so auf irgendjemanden – gerne auch auf den/die ModeratorIn. Antworten? Selten!

 

Was sind nun die Strategien, um auf Fragen keine Antworten zu geben und dies vor den RezipientInnen möglichst gut zu verschleiern? Hier eine Auswahl:

 

➡️ Agenda Shifting - Themenwechsel:

Der Interviewte spricht einfach ein neues Thema an – eines, das ihm sympathischer ist bzw. gelegener kommt. Je nach rhetorischem Geschick macht er dies mehr oder weniger elegant mit einer kleinen Überleitung, einer Gegenfrage etc. „Das ist ein interessanter Aspekt! Wichtiger erscheint mir aber yx …“. Die impliziten Regeln des Interviews werden dadurch komplett missachtet.

 

➡️Topics Shifting - Themenverschiebung: 

Der Hauptaspekt der Frage wird kurz angesprochen, der Großteil der Antwort bezieht sich jedoch auf einen Nebenaspekt; so wird der kritische, unangenehme Aspekt der Frage problemlos ausgehebelt.

 

➡️ Ausweich-Strategie:

Z. B. wird die Relevanz der Frage heruntergespielt („Das ist doch gar nicht das Entscheidende im Moment“), oder der Inhalt als falsch zurückgewiesen („So ist die Frage falsch gestellt“), oder die Zuständigkeit wird abgestritten („Da müssen Sie schon xy fragen …“) und dergleichen mehr.  

Die Kompetenz des Interviews wird angezweifelt oder Kritik an der Interviewführung, am Sender etc. geübt.

 

➡️ Tauschhandel: „Wenn Sie mich ausreden lassen, werde ich Ihre Frage beantworten!“

Sehr beliebt auch: Wenn man am Wort ist, einfach reden, reden, reden und sich beschweren, wenn man unterbrochen wird.

 

All diese Ausweichmanöver sind nicht nur nervend, sondern untergraben auch die Grundprinzipien einer funktionierenden Demokratie. Wie wohltuend ist es, wenn man eine Politikerpersönlichkeit erlebt, die Fragen beantwortet, Klartext redet, sich nicht hinter einer Mauer aus Ausflüchten, Worthülsen und Belanglosigkeiten versteckt oder „zündelt“ und andere Parteien anschüttet.  

 

Mit seriösem Medientraining hat das nichts zu tun. Denn hier werden rhetorische Techniken missbraucht. Gerade im Superwahljahr 2024 in Österreich sollten wir gemeinsam darüber nachdenken, wie wir alle zu einer offenen und transparenten politischen Kommunikation beitragen können.

Ich bereite Sie in meinen Medientrainings gerne kompetent und professionell auf einen Medienauftrag vor!